1 Die richtige Belichtung des Films bei der Aufnahme
1.1 Filmempfindlichkeit
1.2 Die Belichtungsmessung
1.3 Über- und Unterbelichtung
1.4 Das Zonensystem
1.5 Allgemeine Begriffsbestimmungen zur Interpretation von Schwärzungskurven
TERRY SCHAEVEN
Stand 04/2008
1 Die richtige Belichtung des Films bei der Aufnahme
Die Qualität eines guten Bildes hängt von vielen Einzelfaktoren in der Kette von Aufnahme, Entwicklung, Nachbehandlung ab. Ausschlaggebend für ein gutes Bild ist jedoch primär zunächst die Aufnahme. Hier entscheidet sich schon wesentlich die Qualität des fertigen Fotos. Alle nachträglichen Manipulationen im Entwicklungs- und Vergrößerungsprozess sind einer hohen Bildqualität nicht förderlich.
Deshalb muss der Fotograf schon bei der Aufnahme die relevanten Kriterien überprüfen um eine Belichtung zu realisieren, die sich dann in den Negativ- und Positivbearbeitungs-prozessen entsprechend steuern und optimal verarbeiten lässt.
Hält man sich bei der Belichtung und Entwicklung an die von den Herstellern empfohlenen Daten bzgl. Empfindlichkeit und Entwicklungsdauer und verlässt man sich auf die Integral- oder Mehrfeldmessung der Kamera, dann erhält man vielleicht ein sogenanntes "korrektes" Negativ, welches sich dann jedoch oft nicht in ein brauchbares, gutes Positiv umsetzen lässt.
Was sind die Hauptkriterien, die es zu beachten gilt?
1.1 Filmempfindlichkeit
Die Filmhersteller haben alle einen hohen Aufwand betrieben, um die Filmempfindlichkeit und die empfohlene Entwicklungsdauer für ihre Produkte zu dokumentieren. Da die Hersteller jedoch nicht die spezifischen Gegebenheiten kennen, unter denen wir fotografieren, können deshalb deren Angaben nur Richtwerte darstellen. Die Hersteller haben sich überwiegend auf den ISO-Standard 6-1993 geeinigt was die Empfindlichkeitsangabe anbetrifft. Entsprechend dem Standard wird der Film so belichtet und entwickelt, dass eine logarithmische Belichtungsdichte von 1,30 erreicht wird bei einer Transmissionsdichte von 0,80, resultierend in einem durchschnittlichen Gamma-Wert von 0,615. Hierbei wird dann die Filmempfindlichkeit bestimmt durch die Belichtung, welche eine Schattendichte von 0,10 über Grundschleier bei einem gewählten Entwickler ergibt. Dieser Wert kann aber schon bei einem anderen Entwickler ganz anders ausfallen.
Ein Fine-Art Fotograf erwartet durchgezeichnete, feine Schattendetails und hat oft mit Beleuchtungsumfängen zu tun, welche wesentlich kleiner oder größer sind als die normalen 7 Stufen, beginnend bei Zone II bis zum Ende von Zone VIII. Zusätzlich beeinflussen einige zusätzlichen Gerätschaften wie der Typ des Vergrößerungsgerätes, die Lichtbrechung der Objektive und viele anderen Faktoren den Kurvenverlauf und den Gammawert.
Der ISO-Standard legt zum Beispiel eine obere Negativ-Dichte von 1,30 bei einem Gammawert von 0,615 fest, ein Vergrößerungsgerät mit diffusem Licht sollte jedoch typischerweise Negative mit einer Dichte von 1,20 und einem Gammawert von 0,57 nutzen und ein Kondensorvergrößerungsgerät sogar nur eine Dichte von 0,90 bei einem Gamma von 0,43.
Das Zonensystem ist dazu da, all diese Variablen durch eine richtige Belichtung und Entwicklung zu kontrollieren. Dies erfordert eine Anpassung der vom Hersteller empfohlenen Empfindlichkeit.
Generell kann man die Aussage treffen, dass die Empfindlichkeitsangaben der Hersteller alle zu optimistisch sind und andererseits auch, dass die empfohlenen Entwicklungszeiten zu lang sind um ausgewogene Negative zu enthalten. Alleine durch die notwendige Verkürzung der Entwicklungszeit ergibt sich deshalb auch eine Reduktion der Empfindlichkeit.
Um nun die reale Empfindlichkeit passend zu den eigenen Erfordernissen zu ermitteln, sind Tests sehr sinnvoll. Ideal wäre es, wenn hierzu ein Densitometer zur Verfügung stehen würde.
Als Faustregel kann man aber zunächst von folgendem ausgehen:
Bei Motiven mit einem normalen Kontrast, angenommen an eine sonnigen, aber bewölktem Tag, ist die ISO-Empfindlichkeit um 2/3 Stufen zu reduzieren, also z.B. ein ISO-400/27 Film ist wie ISO 250/25 zu belichten und die empfohlene Entwicklungszeit ist um 15-20% zu reduzieren.
Die stärkere Belichtung wird dadurch die Schattendetails besser durchzeichnen und die reduzierte Entwicklungszeit wird sicherstellen, dass die Lichter nicht ausbrennen.
An einem Tag mit reinem Sonnenschein und Motiven mit starken Schatten und Lichtern ist die Belichtung nochmals um 2/3 Stufen zu verlängern (also wird der ISO 400/27 Film dann wie ISO 160/23 belichtet) und die Entwicklungszeit um etwa 30% verkürzt.
Bei Aufnahmen an einem trüben Tag mit wenig Kontrast, kann dann der Standard-ISO-Wert genommen werden und die Entwicklungszeit nach Empfehlung genommen werden.
Negative, die wie vorstehend beschrieben belichtet wurden, werden sich in den meisten Fällen problemlos mit einem Diffusor-Vergrößerer auf Gradation 2,5 oder 3,0 vergrößern lassen.
1.2 Die Belichtungsmessung
Seit über 100 Jahren empfehlen uns erfahrende Fotografen auf die Schatten zu belichten und auf die Spitzlichter hin zu entwickeln. Trotz der hervorragenden Präzision der heutigen Belichtungsmesser kann die "ideale" Belichtung stets nur durch eine persönliche Beurteilung erreicht werden. Ein Belichtungsmesser kann nur bei einer Integral- oder Mehrfeldmessung den Durchschnitt oder auch einen gewichteten Durchschnitt aller erfassten Helligkeitsumfänge messen, aber sehr oft entspricht das keineswegs der optimalen Belichtung. Gleiches gilt für eine einzelne Spotmessung, die dann nur den Helligkeitswert der angemessenen Stelle in einen mittleren Grauton umsetzt.
Alle Belichtungsmesser sind auf einen mittleren Grauwert mit 18% Reflektion geeicht. Dies ist der Mittelpunkt einer geometrischen Reihe von schwarz nach weiß, bzw. im Zonensystem der Zone V in der Skala von Zone 0 bis X. Der Belichtungsmesser will also diesen mittleren Grauton reproduzieren. Für bestimmte Belichtungsmessungen ist deshalb die Verwendung einer Graukarte (Kodak), die im Handel erhältlich ist, sehr sinnvoll.
Man muss wissen, dass der Belichtungsmesser darauf geeicht ist, alle angemessenen Punkte in einen Graumittelwert umzusetzen, egal ob der angemessene Punkt in Wirklichkeit weiß oder schwarz ist. Messen wir eine schwarze Fläche an (Kohlenhaufen), so dürfen wir im Positiv kein Schwarz, sondern Mittelgrau erwarten. Gleiches gilt für angemessene weiße Flächen (Schnee).
Bei Motiven mit einer unregelmäßigen Hell-Dunkel-Verteilung führt eine Integralmessung unweigerlich zu einer fehlerhaften Belichtung. Typisches Beispiel ist eine Portraitaufnahme im Gegenlicht. Auch wenn die Belichtungsmesser moderner Kameras mittels Mehrfeldmessung bestimmte Gewichtungen vornehmen, so sind diese sicherlich nicht für alle Motive und Gegebenheiten richtig.
Wir können die Belichtungsgenauigkeit schon deutlich verbessern, wenn wir mit einer Spotmessung eine mittlere Helligkeit im Motiv anmessen, die dann vom Belichtungsmesser als "Mittelwert" verstanden wird. Ist der Motivkontrast jedoch hoch, müssen Kontrollmessungen auf die bildwichtigen Schatten- und Lichterpartien erfolgen.
Hierbei ist zu verinnerlichen, dass im späteren Bild dann nur Zeichnung in den Schatten und Lichtern erfolgt (richtige "Normalentwicklung" vorausgesetzt), wenn die gemessenen Lichtwerte der Schatten und Lichter nicht mehr als 3 LW vom Mittelwert abweichen, da ja nur insgesamt 7 LW im normal kopierbaren Bereich liegen. Ansonsten ist eine entsprechende Ausgleichsentwicklung notwendig oder es sind bei der Aufnahme durch den Einsatz von Filtern oder Grauverlaufsfiltern die Kontrastumfänge zu reduzieren.
Die alte "Fotografenregel", nämlich auf die Schatten zu belichten und auf die Lichter zu entwickeln, führt auf das Gleiche hinaus. Wir messen den dunkelsten bildwichtigen Bereich an und legen ihn in Zone II oder III, je nach gewünschter Durchzeichnung. Dies bedeutet, dass wir, wenn wir ihn in Zone III zum Beispiel legen wollen, ihn zwei LW unter dem mittleren Grauwert der Zone V platzieren wollen. Deshalb ist dann folgende Belichtungskorrektur vorzunehmen: 2 LW (Blenden oder Zeit) kürzer belichten als der Belichtungsmesser für den angemessenen Punkt anzeigt. Bei modernen Kameras ist also mit der Spoteinstellung dieser Punkt anzumessen und der ermittelte Belichtungswert um + 2 LW zu korrigieren.
1.3 Über- und Unterbelichtung
Die Begriffe Überbelichtung und Unterbelichtung charakterisieren Fehler in der Belichtungsmessung. Deshalb kann man eine "bewusste" Belichtungszonenverschiebung nicht so charakterisieren. Wir sollten deshalb bei einer gezielten Belichtungskorrektur von "verstärkter" oder "verminderter" Belichtung sprechen.
Die wirkliche Unterbelichtung ist bei weitem der gefährlichste Fehler, den man bei einer Aufnahme machen kann, denn bei unterbelichteten Motiven werden die Schattenpartien auf dem Film nicht mehr in der notwendigen Weise durchgezeichnet. Hier helfen dann auch keine Entwicklungstricks oder Entwicklungsverstärkungen mehr was. Details, die nicht im Negativ vorhanden sind, kann man weder nachträglich hervorzaubern und verstärken, noch aufs Positiv bringen.
Die Überbelichtung dagegen führt üblicherweise zu gröberem Korn, Schärfeverlust und fehlender Tontrennung in den Spitzlichtern. Hier kann man meistens zumindest die Tontrennung durch Negativnachbehandlung und / oder Positivbehandlung (Nachbelichten, Einblitzen etc.) noch halbwegs erreichen.
Deshalb folgen die meisten Fotografen im Zweifelsfall der Regel: leichte Überbelichtung ist besser als Unterbelichtung.
Eine Kompensation von fehlerhaften Belichtungen im Positivprozess durch Gradationsanpassung sind Kompromisslösungen, die eindeutig Qualitätseinbussen nach sich ziehen. Nur mit einer "normalen" Gradation, d.h. Gradation 2,5 und 3,0 kann man die besten "Grautöne" erreichen.
Je härter die Papiergradation gewählt werden muss, je schwieriger wird es, die feinen Grauabstufungen in den Schatten und Lichtern noch zu beherrschen und hervorzurufen. Weiche Gradationen hingegen lassen oft den Lokalkontrast in den mittleren Graustufen verflachen.
1.4 Das Zonensystem
Ich will hier nicht all das wiederholen, was in diversen Fachbüchern zu diesem Thema ausführlichst erläutert wird. Hier möchte ich insbesondere auf das bekannte Buch "Das Negativ" von Ansel Adams hinweisen.
Über folgendes sollten wir uns jedoch im Klaren sein:
Wie wir im vorstehenden Kapitel erfahren haben, unterteilt das Zonensystem den Tonumfang von ganz schwarz bis reinweiß in 10 Zonen. Jeder Zonenschritt entspricht zugleich einer Lichtwert- bzw. Blenden- oder Zeitwertstufe. Der Mittelwert dieser 10 Zonen (von 0 bis X) ist die Zone V, auf die alle Belichtungsmesser geeicht sind.
Messen wir ein Fläche oder einen Punkt mit dem Belichtungsmesser an und vermindern die Belichtung um eine Blende, so erhalten wir statt Zone V die Zone IV, diese Fläche wird dann statt "mittelgrau" dunkler wiedergegeben. Vermindern wir die Belichtung um zwei Blenden, dann erhalten wir "dunkelgrau" etc.
Wenn wir die Blende z.B. um einen Blendenwert öffnen, so erhält der angemessene Punk, die Zone VI, also ein "hellgrau" etc. Die Verlagerung der gemessenen Belichtung in Zone VI ist z.B. grundsätzlich bei Portrait-Aufnahmen von Personen mit "normaler" Gesichtsfarbe zu empfehlen. Bei dunkelbraun gebrannten Personen kann hingegen die Zone V als Standardwert genommen werden, wenn man den Hautton wirklichkeitsnah wiedergeben will. Üblicherweise wird aber bei uns der Hautton auf Zone VI gelegt. Dies bedeutet, dass alle Portrait- oder Aktaufnahmen um einen Blendenwert "überbelichtet" werden sollten.
Bei Aufnahmeserien mit Spotmessung im Gesicht kann dies über den Belichtungskorrekturhebel angepasst werden mit Einstellung "+1"oder durch Reduzierung der ISO-Einstellung z.B. von 100 auf 50, was ebenfalls einer Lichtwertstufe entspricht.
Speziell in der Studio-Fotografie wird deshalb üblicherweise statt mit einer Objektmessung mit der Lichtmessung gearbeitet, so kommen alle Hauttöne und sonstigen Grauwerte automatisch in der richtigen Tonzuordnung. Bei Outdoor - Portraitaufnahmen kann man diese Methode auch problemlos verwenden, wenn der Umgebungskontrast im üblichen Rahmen liegt.
Wie schon ausgeführt, können ein normal entwickeltes Negativ und schon gar nicht ein normales Positiv-Papier den vollen Grauwertumfang der 10 Zonen wiedergeben. Deshalb folgende grundsätzliche Fakten:
Die Zonen 0 bis X |
der Helligkeitsumfang von tiefschwarz bis papierweiß. Hierbei ist die Zone V der Mittelwert, auf den der Belichtungsmesser geeicht ist. |
Die Zonen I bis IX |
der kopierfähige Bereich, der im Negativ und Positiv wiedergegeben werden kann. |
Die Zonen II bis VIII |
der Bereich, der im Positiv durchgezeichnet wiedergegeben werden kann. |
Tabelle 1: Die Zonen
Solange also der gemessene Kontrastumfang zwischen der gemessenen dunkelsten Stelle, die noch etwas Zeichnung haben soll, und der hellsten Stelle mit gewünschter Zeichnung innerhalb dieser vorgenannten Zonen II bis VIII liegt, also innerhalb von 7 Lichtwerten und wir beim Belichten hieraus den Mittelwert als Belichtung nehmen, erhalten wir gute Negative und letztendlich auch gute Positive.
Wenn nun der gemessene Kontrastumfang wesentlich kleiner als 7 Lichtwerte ist, so wird der mögliche Belichtungsumfang nicht ausgenutzt und eine Normalbelichtung mit Normalentwicklung führt zu kontrastarmen Negativen und Positiven. Hier wäre dann eine Vergrößerung auf "hartem" Papier notwendig. Dies kann man im gewissen Umfang tun, besser ist jedoch dann eine "N+" Behandlung. Dies bedeutet, dass etwas knapper belichtet werden muss und dafür dann länger /stärker entwickelt wird um die Filmgradation im Bereich von Zone II bis Zone VIII dem Normalumfang anzupassen. Wenn also z.B. der gemessene Kontrastumfang nur 5 Lichtwerten entspricht, ist eine Entwicklung nach N+2 erforderlich um den vollen Kontrastumfang auszunutzen und auf Normalgradation zu vergrößern.
Wie an anderer Stelle erwähnt, sollte man bei Kleinbild- und Mittelformatnegativen jedoch nicht über eine N+1-Entwicklung hinausgehen um nicht Probleme mit dem Korn zu bekommen. Hier ist dann eine Kompromisslösung sinnvoll, also z.B. Entwicklung N+1 und Wahl von Gradation 4 beim Vergrößern.
Wenn der Kontrastumfang jedoch größer als 7 Lichtwerte beträgt, haben wir unsere Probleme. Bei Normalbelichtung und Normalentwicklung werden dann nicht alle gewünschten Details wiedergegeben. Je nach dem, wo der Mittelwert hingelegt wird, "saufen" die Schatten ab und die Lichter "brennen" aus, oder beides.
Um dies zu vermeiden ist dann eine "N-Minus" - Belichtung und Entwicklung notwendig.
Da dies zumindest in der Landschaftsfotografie und bei Outdoor -Motiven generell der häufigere Fall ist, empfehle ich –wie auch an anderer Stelle erwähnt-, dass Kleinbildfotografen eine Belichtung und Entwicklung nach "N-1" als "Standard" verwenden und Mittelformatfotografen eine Belichtung und Entwicklung nach "N-0,5" oder auch nach "N-1". Damit wäre dann schon ein Lichtwert "gewonnen", d.h., es können nicht 7 sondern 8 Lichtwerte im kopierbaren Bereich des Negativs wiedergegeben werden.
Bei einem Belichtungsumfang von Größer 8 Lichtwerten ist dann eine gezielte N-2 oder gar N-3 Belichtung/Entwicklung notwendig um letztendlich ein Positiv zu erhalten, welches den gesamten gewünschten Kontrastumfang wiedergibt. Hier ist dann ggf. ein halber Film zu opfern um ihn für die gewünschten Aufnahmen entsprechend belichten und entwickeln zu können.
Eine Ausnahme bilden "LOW KEY" und "HIGH KEY" Aufnahmen. Hier wird praktisch bewusst Unter- bzw. Überbelichtet.
Low Key Bilder sind Fotos mit tiefen, schwarzen Tönen, bei denen gezielt bildunwichtige Teile in schwarz "ersaufen" und selbst die bildwichtigen Teile (Gesicht) üblicherweise etwa 1 Stufe "unterbelichtet", d.h. in Zone IV bis V wiedergegeben werden.
High Key Bilder sind Aufnahmen, die nur von hellen und weißen Tönen leben. Hierbei wird auch sehr häufig ein Weichzeichner eingesetzt, der die Lichter überstrahlen lässt und die Gesichtsfarbe wird hier meistens in Zone VI ½ bis VII gelegt.
Optimale Low- und High-Key Aufnahmen zeigen in ihrem begrenzten Kontrastumfang von 2 bis 3 Zonen zarteste Tonalität.
Die totale Tonalität meint die sanften Abstufungen im gesamten Kontrastumfang, also in 7 bis 8 Zonen. Dies ist vom Können des Fotografen, des verwendeten Filmmaterials, vom Können des Laboranten, des verwendeten Films und Papiermaterials und der Fotochemie abhängig. Im Idealfall passt das Negativ genau zur Normal-Gradation des Papiers, abgestimmt auf die Lichtführung des Vergrößerungsgerätes.
Gute Negative decken mit ihrem vollen Belichtungsumfang den ganzen Kopierumfang eines Fotopapiers normaler Gradation ab. Typische oft zu sehende Beispiele wo dies nicht der Fall ist sind z.B.:
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Blondes Modell mit dunklem Pullover. Die Haare müssen durchgezeichnet sein und ebenfalls der Pullover. Meistens "säuft" der Pullover jedoch ins reine schwarz ab.
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Helles Haus neben Sträuchern und Bäumen. Die Hauswand zeigt auf dem Bild keine Durchzeichnung mehr und sieht aus wie eine weiße Fläche, der Himmel zeigt keine Wolken und in den Büschen und Baumrinden sind die Schatten nur schwarz.
Die Ausrede der Fotografen dabei ist dann, dass man nur das "Wesentliche" des Bildes zeigen will. Meine Meinung dazu ist jedoch, dass bei diesen Aussagen mangelnde Technik zu Grunde liegt. Der "Fine-Art-Photograf" kann beides und wendet seine Technik gezielt an.
Ein häufig anzutreffendes anderes Beispiel: Das Negativ ist bestens durchgezeichnet. Das Bild von diesem Negativ auf normalem Papier verarbeitet, ist jedoch flau.
Sicherlich könnte man hartes Papier nehmen, aber das Ergebnis wird nie so perfekt sein, wie bei optimaler Belichtung und Entwicklung des Negativs. Auch hat man keine Möglichkeit, das Bild durch Nachbearbeitung, wie Abwedeln etc., geringfügig, aber wirkungsvoll zu beeinflussen. In diesem Fall war das Negativ nicht richtig entwickelt. Der Belichtungsspielraum wurde nicht voll genutzt. Es hätte eine N+ Entwicklung erfolgen müssen.
Durchgezeichnete Lichter und Schatten vom reinsten Weiß bis zum tiefsten Schwarz streben all diejenigen an, die sich mit der anspruchsvollen Schwarzweiß-Fotografie befassen.
Nicht jeder Fotograf hat den Anspruch, eine Tonalität wie Adams, Weston oder Weidner zu erreichen. Kleinbildfilme lassen so etwas sowieso kaum zu, mit Rollfilmen nähert man sich dem Ziel zumindest. Eine totale Tonalität im Mikro- und im Partiellen Kontrast ist praktisch nur mit der Großbildkamera und Negativen ab 13x18 cm zu erreichen.
1.5 Allgemeine Begriffsbestimmungen zur Interpretation von Schwärzungskurven
Eine zunehmende Belichtung verursacht zunehmende Schwärzung der fotografischen Schichten.
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Belichtung = Beleuchtungsstärke (lux) x Belichtungszeit (t) = lxt
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Schwärzung wird in Dichteeinheiten gemessen.
Die Abhängigkeit der SCHWÄRZUNG von der BELICHTUNG lässt sich in einer SCHWÄRZUNGSKURVE darstellen.
Sowohl die Belichtung als auch die Schwärzung werden in logarithmischen Einheiten gemessen. In der graphischen Darstellung werden die Belichtung auf der waagerechten und die Schwärzung (D) auf der senkrechten Koordinate dargestellt.
Die Schwärzungskurve wird in folgende Teilabschnitte unterteilt:
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Schleier oder Negativdichte. Der nichtbelichtete, transparente Filmteil zeigt nach der Entwicklung eine geringe Grundschwärzung. Dies ist der sogenannte Schleier. Er liegt bei Kleinbildfilmen üblicherweise immer wesentlich höher als bei Rollfilmen. Typischerweise z.B. bei 0,25 log Dichte bzw. bei Rollfilmen bei 0,12 log Dichte.
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Schwelle. Dies ist der Punkt der ersten merklichen Schwärzung durch Lichteinwirkung. Schwellenwert = Minimaldichte = Dmin
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Geradliniger Teil
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Scheitel. Scheitelwert = Maximaldichte = Dmax.
0,3 log Belichtung entspricht der Differenz von 1 Blende. 1 Blende = 3 DIN
Die Differenz zwischen der maximalen und minimalen Schwärzung nennen wir den Schwärzungsumfang oder Dichteumfang.
Der Objektumfang ist die Differenz zwischen der Helligkeit des hellsten und dunkelsten Gegenstandpunktes. Man nenne ihn auch den KONTRAST (Motiv- oder Objektkontrast). Der Objektkontrast wird durch den fotografischen Prozess auf fotografisches Material übertragen.
Die Steilheit der Schwärzungskurve bezeichnet man als GRADATION.
Das Verhältnis DICHTEUMFANG : OBJEKTUMFANG ist der GRADIENT, der in GAMMAWERTEN ausgedrückt wird.
Was können wir hiermit anfangen? Ein praktisches Zahlenbeispiel:
Wir messen die Belichtungsdifferenz zwischen der dunkelsten und hellsten Stelle eines Motivs und erhalten eine Differenz von 5 Blendenstufen. Als Belichtungszeit / Blenden-kombination wählen wir die Zeit/Blende, die bei der durchschnittlichen Blendenzahl von 2,5 Blenden angegeben wird.
Ein Motivkontrast von 1:2 entspricht einer Differenz von 1 Blende. Dann entspricht eine Blendendifferenz von 5 einem Kontrast von 1:2 ⁵ = 1:32. Der Logarithmus von 32 ist 1,5.
Diesen Wert können wir als Objektumfang in unsere Graphik einzeichnen. Da 0,1 log. Belichtung 1 DIN entspricht, entsprechen 0,3 Einheiten 3 DIN und damit 1 Blende. Wir können unsere Rechnung überprüfen, indem wir unsere 1,5 log. Einheiten durch 0,3 teilen; wir erhalten dann wieder 5 als 5 Blendenstufen. Wir beabsichtigen jedoch von dem Negativ ein Bild herzustellen, in dem unser Motivkontrast von 1: 32 vollständig wiedergegeben wird.
Vorab müssen wir jedoch wissen, welchen KOPIERUMFANG unser Fotopapier hat. Ein Fotopapier der Gradation 2 hat einen Kopierumfang von ca. 1,0. Dann ergibt sich für unser Negativ ein Gamma von:
Wir müssen also für das Beispiel eine verlängerte Entwicklung nehmen um einen Kurvenanstieg mit einem Gammawert von 0,66 zu erreichen um keine "flauen" Vergrößerung zu bekommen.
Dieses praktische Beispiel hat uns gezeigt, wie wir mit den Zahlen, Begriffen und unsere Schwärzungskurven umgehen lernen.