Kleine Tipps (3)

Kleine Tipps, die das (fotografische) Leben erleichtern

Teil 3: Beim Vergrößern


Thomas Wollstein
Januar 2004


Zunächst ein Nachtrag
Ich hatte Sie, liebe Leserinnen und Leser, aufgefordert, mir auch Ihre Tipps und Tricks zurückzumelden, um sie anderen Lesern zugänglich zu machen. Ganz besonders der Tipp von Herrn Rolf Rettenberger verdient Erwähnung. Er bezieht sich auf die störrischen Polyester-Filme:

Wie schon einige von uns hat sicher auch Herr Rettenberger geflucht, als er versuchte, sich windende Negativstreifen in Ablageblätter zu fummeln. Seine Idee zur Lösung des Problems ist so nahe liegend wie wirksam: Nach dem Trocknen rollt er den Film „gegen den Strich“, d.h. mit der Emulsionsseite nach außen, wieder auf und lässt ihn so einen weiteren Tag liegen. Danach ist der Film brav und bleibt einigermaßen glatt liegen. Eigentlich logisch, nicht wahr?

Fast erübrigt es sich, darauf hinzuweisen, dass hier große Vorsicht am Platze ist, um die Negative nicht zu verkratzen. Vergleichsweise einfach haben es Rollfilm-Benutzer: Sie kleben den trockenen Film wieder auf das Schutzpapier (das sie hoffentlich nicht gleich weggeworfen haben). Damit ist ein ziemlich guter Schutz gegeben. Bei KB-Filmen kann man sicher auch eine Papierschicht mit einrollen, aber aufgrund der geringen Rollenbreite des Films und der leichten Krümmung der Negative quer zur Längsachse des Films kann man KB-Filme auch ohne besondere Schutzmaßnahmen in dieser Weise „vergewaltigen“. Nur vorsichtig muss man halt sein. Man braucht den Film ja auch nicht sehr eng aufzuwickeln. Eine Variante besteht darin, den Film mit der Emulsionsseite nach außen spiralförmig auf eine Rolle (Ein großer – sauberer – Jobo-Tank eignet sich hervorragend.) wickeln. Dabei liegt dann nichts auf der Schicht.

An dieser Stelle Dank an Herrn Rettenberger. Doch nun zum Thema.

Dann noch eine Richtigstellung: Schon in einem früheren Artikel hatte ich einmal über Polyester-Filme geschrieben und dabei – wie zunächst auch im letzten Artikel – diese als PE-basierte Filme bezeichnet. Das ist nicht richtig. PE ist Polyethylen, wie Sie es von PE-Papieren, aber auch von Plastiktüten und Joghurtbechern her kennen. Es eignet sich m.W. nicht für Filmträger. Filmträger sind aus Polyethylenterephtalat, kurz PET (wie die „unkaputtbaren“ Getränkeflaschen). PET ist ein Mitglied der großen Familie der Polyester. Dank an Herrn Heymann, der mich auf diesen Lapsus aufmerksam machte und Dank an Herrn Löffler für die Korrektur im Dezember-Artikel.

Staub!
Eine ganze Kolumne habe ich bereits der Vermeidung von Staubflecken gewidmet (Trocknen). Zu Recht, meine ich, denn man kann eine Menge Zeit damit verbringen, Staubfitzelchen zu retuschieren. Ich habe Ihnen in besagter Kolumne mein System dargestellt, mit dem ich (fast) immer zu fleckenfreien Prints komme. Die Krux lag schon immer in dem „fast“. Inzwischen habe ich wieder etwas dazugelernt, was mir weitere Stunden in unergonomischer Haltung, mit Pinsel in der Hand und Kopflupe auf dem Kopf erspart.

Hintergrund war folgender: Während meine Methode, die Negative einfach mit einem dicken Pusteball, der einen wahrhaft brutalen Luftstrahl erzeugen kann, abzupusten in aller Regel hervorragend funktioniert und auch überhaupt keine Gefahr des Verkratzens der Negative birgt, gab es doch einzelne Tage, an denen ich aus dem Pusten gar nicht mehr herauskam. Pusten, Negativ in den Vergrößerer einlegen, projizieren, Projektion auf Staubflecken prüfen, zurück auf Los. So konnte das an manchen Tagen lange lange gehen. Immer war wieder eine neue Staubfaser auf dem Film. Wie Sie meinen Kolumnen entnommen haben werden, versuche ich, möglichst reproduzierbar zu arbeiten. So konnte ich relativ schnell viele mögliche Ursachen für die fatale Affinität des Staubs zu meinen Negativen ausschließen. Die Tatsache, dass sich dasselbe Negativ an einem Tag gut benahm und an einem anderen schlecht, ließ dann nur den Schluss zu, dass es am Wetter oder etwas Ähnlichem lag.

Unlängst hatte ich nun das Vergnügen, Walter Vogel, Autor vieler Bücher [1] und Kalender mit hervorragenden SW-Fotos und Masterprinter der alten Schule, in seiner Dunkelkammer über die Schulter schauen zu dürfen. Dabei fiel mir auf, dass er seine Negative vor dem Einlegen in den Vergrößerer grundsätzlich anhauchte und dann mit einem Läppchen abwischte. Ich hatte mechanische Reinigung bisher wegen des Kratzerrisikos grundsätzlich abgelehnt, musste aber zugeben, dass keines seiner Fotos Anzeichen von verkratzten Negativen zeigte. (Außerdem diskutiert sich’s schlecht einem sich über 50 Jahre Berufspraxis erstreckenden Erfolg.) Grund genug also, es zu probieren. Der Erfolg spricht für sich. Seit dem Tag, da ich meine Negativstreifen – nur die glänzende Rückseite, nicht die Emulsionsseite – anhauche und dann – auch nur die Rückseite – mit dem bereits im oben zitierten Artikel empfohlenen Taschentuch abwische und dann abpuste, gab es keine hartnäckigen Probleme mehr.

Warum? Ich vermute, dass das hartnäckige Haften der Staubteilchen an manchen Tagen auf elektrostatische Aufladung zurückgeht. Ladungen bauen sich durch Reibung verschiedener Materialien an einander auf. Das können z.B. ungeeignete Negativ-Ablageblätter sein, die sich ja nun zwangsweise an den Filmstreifen reiben, es können aber auch Materialpaarungen in Ihrer Kleidung sein. An Tagen, an denen die Luft besonders trocken ist, bauen sich solche Ladungen nur langsam ab. Wenn man nun weiß, dass die elektrostatische Anziehungskraft besonders auf geringe Distanz sehr stark ist, fällt es leicht zu glauben, dass sie die Ursache des Problems ist. Das Anhauchen des Films umgibt ihn mit feuchter Luft, und die könnte dazu führen, dass die vorhandenen Ladungen abgebaut werden. Damit ist die starke Anziehungskraft neutralisiert, und der Pusteball hat leichtes Spiel. Das Wischen allein kann nicht der Grund sein, zumal es nur auf der Filmrückseite erfolgt.

Korn!
Auch mit der Einführung der modernen Kristallstrukturen vor rund 25 Jahren ist das Thema Korn nicht gelöst. Dabei ist das Verhältnis zum Korn ein gespaltenes: Eine Fläche einheitlichen Graus, z.B. der zarte Teint eines hübschen Modells, durch Korn zerrissen, kann ein ganzes Bild versauen. Andererseits kann Korn den Schärfeeindruck deutlich verstärken.

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Zwischenruf: Wie kann Korn den Schärfeeindruck verstärken? Der Schärfeeindruck entsteht im Gehirn, und das Gehirn lässt sich – das zeigen viele optische Täuschungen – auch austricksen. Auch ein Print von einem nicht wirklich scharfen Negativ kann scharf erscheinen, wenn er viele feine, scharf wiedergegebene Details enthält. Dass die Details, wenn es sich um Korn handelt, keine eigentliche Bildinformation transportieren, sondern eher optisches Rauschen sind, macht nichts. Voraussetzung ist in solchen Fällen nur, dass das Auge die scharfen Details auflösen kann.

Gehen wir aber einmal davon aus, wir wollen Korn vermeiden. Vor 25 Jahren, noch vor der Zeit der T-, Flach- und Super-Fine-Sigma-Kristalle habe ich folgenden Tipp gelernt, den ich mit Erfolg auch heute noch in manchen Fällen einsetze: Für rund 1/4 bis 1/3 der Belichtungszeit halte ich einen leichten Weichzeichner unter das Vergrößererobjektiv. Das tut der Schärfe etwas Abbruch und mindert die Aufdringlichkeit des Korns ganz erheblich. Man muss von Fall zu Fall entscheiden, was einem wichtiger ist.

Ein ganz ordentlicher Weichzeichner für diesen Zweck lässt sich aus einem Stück Nylon-Strumpf herstellen, den Sie über eine Papprolle spannen.

Nicht weich genug?
Nach der Lektüre vieler einschlägiger Bücher hatte ich früher den Eindruck, Papier wäre grundsätzlich zu hart, und der Segen könne nur in weichem Papier liegen. Es scheint zunächst auch logisch: Der Dichteumfang des Negativs ist oft so groß, dass kein Papier ihn wiedergeben kann. Weiches Papier hat den größtmöglichen Dichteumfang, also muss man weiches Papier verwenden. Richtig? Falsch!

Weiches Papier komprimiert die gesamte Tonwertskala, d.h. die Extremwerte, Lichter und Schatten, werden zwar in den abbildbaren Bereich geholt, aber sie und alles, was zwischen ihnen liegt, werden nur wenig differenziert. Heraus kommt ein Print mit schlapper Tonwertwiedergabe.

Wo liegt der Hase im Pfeffer? Für ein gutes Bild ist nach meinem Dafürhalten der Lokalkontrast viel entscheidender als der Globalkontrast. Innerhalb einzelner Tonwertbereiche und einzelner lokaler Bereiche, also innerhalb der Schatten, der Mitteltöne oder der Lichter, brauchen Sie gute Differenzierung, d.h. hohen Kontrast. Sie werden in den allermeisten Fällen ein viel befriedigenderes, brillanteres Bild bekommen, wenn Sie auf härteres Papier vergrößern und den Kontrast dadurch kontrollieren, dass Sie einzelne Bereiche abhalten oder nachbelichten. So können Sie nämlich lokal, innerhalb der Tonwertbereiche, die bessere Differenzierung der härteren Gradation nutzen, aber global trotzdem den Kontrast ans Papier anpassen.

Das Verfahren beruht z.T. darauf, dass das Auge ganz kläglich versagt, wenn es Ähnlichkeiten oder Unähnlichkeiten räumlich getrennter Tonwerte beurteilen soll. Das will sagen, dass Sie ungestraft damit davonkommen, wenn Sie zwei im Motiv (und auch noch im Negativ) sehr ähnliche, aber räumlich gut von einander getrennte Tonwerte (z.B. den Hautton eines Menschen in der Bildmitte und den eines Menschen am Bildrand) im Positiv verschieden wiedergeben (z.B. durch Abdunkeln des Bildrandes). Wenn der Unterschied nicht gar so groß wird, werden dem Auge (eigentlich dem Gehirn) die beiden Hauttöne immer noch ähnlich oder sogar identisch erscheinen.

(Streng genommen ist das natürlich kein Tipp oder Trick, sondern eine Anregung an Sie zum Experimentieren, aber es passte als Überleitung zum folgenden Punkt gut hierhin.)

Nicht hart genug – eine relativ einfache Rettungstechnik für unterbelichtete oder unterentwickelte Negative
So pedantisch wie ich normalerweise arbeite, passierte es mir neulich doch: Ich hatte einen Film, der ziemlich katastrophal unterentwickelt war. Selbst auf Gradation 5 ließen sich keine vernünftigen Prints erzeugen.

Was tun? Ein unterentwickeltes Negativ hat viel zu wenig Kontrast. Sie brauchen also zum Vergrößern ein Papier mit extremem Kontrast. Bei Papier mit geringfügig zu geringem Kontrast lässt sich durch Verwendung eines härteren konventionellen Entwicklers, z.B. AMALOCO AM 30G, Tetenal Dokumol oder LP-DOCUFINE HC, Abhilfe schaffen. Das kann Ihnen bis zu einer halben bis ganzen Gradationsstufe bringen. Wie viel genau, hängt vom Papier ab.

Aber wirklich „hammerharte“ Bilder können Sie mit Lith-Entwickler erzeugen. Tim Rudman behauptet im Master Photographer’s Lith Printing Course [2], man könne mittels Lith-Entwicklung Gradation von 7 und höher (auf der nach oben offenen Richter-Skala) erzeugen. Bei meinem Sorgenkind klappte das ganz hervorragend: Das „echte“ Lith-Verfahren beruht darauf, das Bild erheblich (um zwei bis drei Blenden und teilweise noch mehr) überzubelichten und die Entwicklung am richtigen Punkt abzubrechen, wenn die Schatten hart ausdifferenziert und die Lichter weich abgestuft sind. Wie bei Film erhält man durch langes Belichten und kurzes Entwickeln weiche „Gradationen“, durch kurzes Belichten und langes Entwickeln harte. In meinem Fall habe ich mit „normalen“ Zeiten belichtet und lange ausentwickelt. Das Ergebnis waren hart wirkende Prints von extrem weichen Negativen. 
Wo der braune Ton eines Lith-Prints nicht zur Bildaussage passt, können Sie ihn nachträglich entfernen: Tauchen Sie das Bild für eine Weile in Tetenal Goldtoner. Der Farbton verschiebt sich mit längerer Einwirkzeit des Toners (und je nach Papier) über neutral bis hin zu einem kräftigen, extrem tiefen Blauschwarz.
Das Verfahren hat natürlich Nebenwirkungen: Aufgrund des hohen Kontrastes kommt es zu einer deutlichen Betonung des Korns, und die Bilder erhalten oft einen fast grafischen Stil. Dennoch sind die Ergebnisse (s. Beispiel) nach meinem Empfinden durchaus sehenswert. Ein Beispiel ist das hier gezeigte Bild aus einer Ballettstunde.

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Es gibt natürlich noch andere Rettungstechniken, z.B. das Umkopieren auf Dokumentenfilm, Dunkelfeldreproduktion, aber die sind wesentlich aufwendiger als das zuvor beschriebene Verfahren.

Ein weiteres einfaches Verfahren zur Kontraststeigerung eines Negativs besteht darin, es mit Selentoner zu behandeln. Selentoner wirkt, besonders, wenn man nicht voll tont, in den dichten Partien eines Negativs stärker als in den dünnen. Daher führt er zur Anhebung des Gesamtkontrasts, die Schattendichte oder –zeichnung wird nicht verbessert. Dabei soll (Ausprobiert habe ich es noch nicht.) das Korn nicht beeinflusst werden. Die Angaben über den erzielten Gewinn schwanken zwischen 1/3 und 1 Blende. Nachteil dieses Verfahrens ist natürlich, dass es nur mit dem Originalnegativ geht und irreversibel ist. (Diese Technik verdient sicher zu gegebener Zeit einmal eine eigene Kolumne.)

Noch einmal: nicht weich genug?
Das geht natürlich auch anders herum: Auch zu den weichen „Gradationen“ hin ist das Lith-Verfahren fast unbegrenzt anpassbar. Belichten Sie lange und brechen Sie die Entwicklung ab, wenn die Schatten gut aussehen. Sind die Lichter dann noch undifferenziert, belichten Sie noch länger und entwickeln noch kürzer. Zusammen mit Abwedel- und Nachbelichtungstechniken lässt sich so ein Spektrum an Dichten ins Positiv retten, von dem Sie bei konventioneller Arbeitsweise kaum zu träumen wagen.

Eigenbau-Verdunkelung
Als ich mit zarten 15 Jahren daran ging, das heimische Bad zeitweise in eine Dunkelkammer umzubauen, musste ich erst einmal feststellen, wie schwierig es ist, einen Raum wirklich dunkel zu bekommen. Was gleich nach dem Eintritt dunkel aussieht, ist nach wenigen Minuten bestenfalls noch Halbdunkel, wenn die Augen dunkeladaptiert sind. Nun wollte ich damals aber aus Geldmangel unbedingt Film-Meterware verarbeiten und hatte natürlich auch kein Geld für ein Einspulgerät. Was also tun? Ganz einfach: Unsere Badewanne war genau so lang wie ein KB-Film mit 36 Bildern. Ich brauchte also nur das Ende der Rolle am Ende der Badewanne mit einem Stück Klebeband anzupappen, eine Badewannenlänge abzurollen, zu kappen und am anderen Ende anzukleben usw. Dazu musste es aber wirklich dunkel sein, denn selbst niedrigempfindlicher Film ist viel empfindlicher als hochempfindliches Papier. (ISO 25/15° für langsame Filme steht für schnelle Papiere ein Wert gegenüber, der ISO 3/6° entspricht, immerhin rund 3 Blenden Unterschied.)

Reich war ich nicht, so dass die professionellen Vorhänge, wie sie in Röntgenlabors und Profi-Dukas zum Einsatz kommen, keine Option waren. Aber erfindungsreich war ich. Ich habe so ziemlich jedes lichtdicht aussehende Material vors Fenster gehängt. Sie glauben gar nicht, wie viel Licht z.B. durch dicke Pappe, Teppich-Auslegeware (!), dicken schwarzen Stoff usw. dringt. Bei den plattenförmigen Materialien ist zudem das Problem, Ritzen zu vermeiden.

Ich will an dieser Stelle mal lieber nicht darüber sinnieren, wie viel Geld ich für nutzloses Material ausgegeben habe. Schließlich kann man ja nicht im Laden prüfen, ob der Stoff lichtdicht ist. Oder doch? Eines Tages ging ich mit meinem guten Bauer-Blitzgerät bewaffnet in den Stoffladen und ließ mir den billigsten schwarzen Stoff zeigen, den es gab. Ich legte nach und nach so viele Lagen Stoff über den Blitz, bis bei höchster Leistungseinstellung nichts mehr durchkam. Dann noch eine Lage drauf, nur so zur Sicherheit. Ich kaufte für wenig Geld die entsprechende Menge Stoff, um mein Fenster verhängen zu können, nähte die Lagen mit Omas Nähmaschine auf einander, und bis heute habe ich eine absolut dichte Verdunkelung zu konkurrenzlos niedrigem Preis. Die Stoffbahn wird zwischen Fenster und Rahmen eingeklemmt. An den Seiten ist genug Überstand vorhanden, um den Stoff so zu hängen, dass keine Lücken entstehen.

Duka-Taschenlampe
Spezielle Duka-Taschenlampen sind unbezahlbar. Das gilt mehr für den Nutzen, den sie bringen, als für den tatsächlichen Preis. Sie können sich jedoch ganz einfach eine solche Lampe selber basteln: Ich habe mir aus einem Rest eines Kodak Wratten Gelatinefilters Nr. 29 (tiefrot) und einer kleinen Taschenlampe eine Duka-Taschenlampe gebastelt. Funktioniert prima und kostete nicht halb soviel wie eine käufliche Duka-Minileuchte. (Dieser Tipp ist nicht neu. Ich habe ihn aus der Kolumne über Licht in der Duka, Grauschleier, kopiert.)

Riesenbilder auf engem Raum verarbeiten
Schalen mit Seitenlängen ab 50 cm sind nicht nur teuer, sie brauchen auch extrem viel Platz und Unmengen an Chemie. In meine Badezimmer-Duka passen schlicht keine vier (Zweibad-Fixage!) so großen Schalen. Trotzdem hängen in meiner Wohnung Bilder aus meiner Panoramakamera, die ich auf ungefähr 40 ´ 100 cm vergrößert habe.

Den Trick, solche Bilder mit wenig Entwickler in der Badewanne mittels eines Schwamms zu entwickeln, hat inzwischen bestimmt jeder schon einmal gehört. Ich habe ihn genau ein Mal ausprobiert. So eine Sauerei! Der Lohn für längeres anstrengendes Hängen über der Badewanne war ein trotz des verdünnten Entwicklers ungleichmäßig entwickeltes, wegen des verdünnten Entwicklers kraftloses Bild mit Knicken und Oberflächenschäden. Dass der Entwickler dann auch noch durch den Gulli ging, war ein weiteres Problem.

Auch die Variante, solche Bilder in einem Blumenkasten zu entwickeln, indem man sie durch den Entwickler hin- und herzieht, ist meines Erachtens unpraktikabel. Schon ohne die in den meisten Blumenkästen vorhandenen Grate und Verstärkungen ist es fast unmöglich, bei diesem Verfahren Knicke und Kratzer zu vermeiden.

Zwei Varianten habe ich ausprobiert, die ich dagegen empfehlen kann:

Variante 1: Arbeit in einer großen Schale
Bei Bildern mit noch halbwegs normalen Maßen kommen Sie mit einer großen Schale aus. Filme entwickeln Sie auch in einem Tank, in den Sie die Chemikalien nacheinander einfüllen. Machen Sie’s hier ebenso. In einer Schale des Formats 40 x 50 cm kann man mit sage und schreibe nur einem Liter Entwickler entwickeln, wenn man die ganze Zeit dafür sorgt, dass der Entwickler über das Bild hin- und herschwappt. Entwickeln Sie das Bild aus, dann können Sie nach der Entwicklung die ganze Schale mit dem Bild drin anheben und den Entwickler durch einen großen Trichter zurück in seine Flasche kippen. Ungleichmäßigkeiten treten so nicht auf. Führen Sie dann zwei bis drei Wässerungsschritte von je 1 min mit je 1 l Wasser durch, bevor Sie in derselben Schale fixieren. Sie können sogar in ebendieser Schale die Schlusswässerung durchführen. Bei PE-Papier sollten 5 Wasserwechsel mit je 1 min Einwirkzeit reichen. Bei Barytpapier sind 10 Wasserwechsel mit je 5-minütiger Einwirkzeit bei intermittierender Bewegung (ab und zu umrühren oder eine billige Tauchpumpe aus dem Bastelladen in die Schale stellen) ausreichend. Da würde ich dann allerdings ein Zwischenbad in einem Auswässerungsbeschleuniger (z.B. AMALOCO H 8, Kodak Hypo Clearing Agent, Soda- oder Sulfitlösung) vorschalten, eine etwas großzügigere Wassermenge ansetzen und darauf achten, dass das Wasser eine Temperatur von ungefähr 20 °C hat.

Wie gesagt: Beim Film findet es auch niemand komisch, alle Chemikalien in einem Gefäß zur Anwendung zu bringen. Und es geht natürlich in der ganz engen Mini-Duka auch in einer kleinen Schale.

Variante 2: Das Wollsteinsche Abflussrohr
Für diese Variante müssen Sie schon körperlich gut in Form und ein Extremist ein, der für seine Bilder ziemlich weit geht.

Aus einem Abflussrohr von 1 m Länge und mit einem Nenn-Innendurchmesser von 20 cm (Pardon, im Bauwesen redet man immer von Millimetern, also ist es ein Rohr DN 200.) lässt sich mit wenig bastlerischem Geschick ein Tank bauen, in dem Sie Bilder bis zu gut 60 x 100 cm verarbeiten können. (Umfang ist pi [Kreiszahl pi = 3,14...] mal Durchmesser, also gut 60 cm, Länge eben 1 m). Den Details einer solchen Bastelaktion könnte man fast eine ganze Kolumne widmen. Wer Interesse hat, spreche mich einfach an.

Chemie brauchen Sie hierbei auch nicht viel. 1 l ist ausreichend. Ich würde hierbei nur empfehlen, die Schlusswässerung nicht im Tank vorzunehmen, sondern in der Badewanne. Das Papier liegt an der Innenwand des Tanks an. Bei PE-Papier findet keine Diffusion durch den Träger hindurch statt, so dass kaum zu gewährleisten sein dürfte, dass nach der Wässerung hinter dem Papier keine Chemie mehr „gefangen“ ist.

Was Sie brauchen – diese Warnung muss sein – ist etwas Kraft und Ausdauer. Das Abflussrohr ist nicht – wie z.B. eine JOBO-Trommel – aus dünnwandigem und daher leichtgewichtigem Makrolon gefertigt, sondern aus dickem PVC. (Schließlich muss so ein Ding normalerweise über Jahre und Jahrzehnte in der Erde verbuddelt überdauern.) Ein solcher Tank ist also mit seiner Länge von gut 1 m und seinem Durchmesser von gut 20 cm genau so unhandlich wie schwer! Meiner wiegt 5,5 kg. Das klingt vielleicht nicht nach viel, aber hantieren Sie mal 5 bis 10 min mit 5,5 kg!

Die Größenverhältnisse zeigt das Bild, das mich (Ja, auch ich leide daran, oft äußerst dumm zu grinsen, wenn jemand eine Kamera auf mich richtet!) mit meinem Abflussrohr zeigt.

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Mit ein paar Möbelrollen können Sie sich eine einfache Rollhilfe bauen (siehe Bild), auf die Sie den Tank zum Rotieren legen. Heben Sie bei der Rotation das eine Ende immer mal wieder an, um dafür zu sorgen, dass der Entwickler als Welle über das ganze Bild schwappt. Dann brauchen Sie auch dann keine Sorge zu haben, dass Bildteile trockenfallen, wenn der Tank nicht ganz in der Waage liegt.

Zum Auskippen müssen Sie dieses Trum dann doch anheben und kippen. Versichern Sie sich also im Zweifelsfall der Hilfe eines starken Kompagnons. Und passen Sie auf: Chemie, die, auch mit wenig Gefälle, ein 1 m langes Rohr entlangrauscht, kommt mit Schwung heraus. Beim JOBO-Tank bremst die Lichtschleuse die Suppe ab, bei der Selbstbaulösung nicht.

Gutes Stichwort: Lichtschleuse. Die hat eine einfache Selbstbaulösung natürlich nicht, so dass Sie beim Einfüllen und Ausgießen der Chemie doch im Dunkeln arbeiten müssen.

Nochmal Selbstbau: „Vergrößerungsrahmen“
Angesichts der Preise eines Vergrößerungsrahmens können einem schon die Tränen in die Augen steigen. Zwar ist so ein Zubehör i.d.R. eine Daueranschaffung, aber das Ding will dann auch gelagert sein, wenn man es nicht gebraucht. Und wie oft gebrauchen Sie einen Vergrößerungsrahmen für 40x50 cm oder gar größer? Trotzdem möchten Sie vielleicht auch einmal ein so großes Bild mit einem sauberen weißen Rand versehen, z.B. um Platz für Ihre Signatur zu haben.

Wenn Sie sich nach meinem Artikel über die Eigenanfertigung von Passepartouts einen Passpartoutschneider gekauft haben, haben Sie jetzt einen neuen Nutzen dafür gefunden: Schneiden Sie sich ein Passepartout mit dem gewünschten Ausschnitt aus billiger Pappe. (Nur lichtdicht genug muss sie sein.) Das legen Sie auf das zu belichtende Blatt Fotopapier, und schon haben Sie einen sauberen weißen Rand. Achten Sie besonders bei großen Formaten darauf, dass das Fotopaper plan liegt und der „Maskenrahmen“ gut aufliegt, sonst ist insbesondere an dunklen Bildstellen am Rand damit zu rechnen, dass diese in den weißen Rand hinein „ausbluten“. Sie vermeiden das, indem Sie die Pappe etwas beschweren, vorzugsweise aber mit flachen Gegenständen und nicht zu nahe am Rand, damit die senkrechten Flächen der Beschwerung nicht Licht auf das Bild reflektieren.

Zu guter Letzt: Laborkleidung
Es ist keine gute Idee, im feinen Zwirn in der Duka zu arbeiten. Manche unserer Chemikalien rufen schwer zu entfernende Flecken hervor. Entwickler ist mit am unangenehmsten. Mit viel Glück können Sie die braunen Entwicklerflecken, die durch Oxidation eines Entwickleragens entstehen, mit reduktiver Bleiche aus dem Drogeriemarkt abschwächen oder manchmal auch entfernen. Aber verlassen sollten Sie sich nicht darauf. Fixierbadflecken sind da schon weniger schwierig, denn es handelt sich um Silberflecken: Früher bot Tetenal eine Chemikalie namens Exargent an, die das Silber oxidierte und löste. Dann konnte man den Fleck auswaschen. Exargent gibt es leider nicht mehr. Zur Not tut’s aber auch Farmerscher Abschwächer (der allerdings leider selber sehr stark gefärbt ist, was neue Probleme geben kann) oder irgendeine andere, möglichst farblose (hier: oxidative) Bleiche, z.B. die Bleichlösung eines Toners. Danach tupfen Sie frisches Fixierbad auf die Stelle, wässern, und der Fleck ist weg.

Beachten Sie nur folgendes: Die meisten Farbstoffe in Kleidungsstücken lassen sich durch Bleichen, gleich ob oxidativ oder reduktiv ebenfalls sehr stark beeindrucken. Ich wollte einmal mit reduktiver Bleiche Flecken (keine Fotochemie!) aus einem roten Sweatshirt meiner Tochter entfernen. Die Flecken sind raus, und nachdem ich inzwischen das ganze Sweatshirt behandelt habe, hat meine Tochter ein fleckenloses – ockergelbes – Sweatshirt. Probieren Sie also an einer nicht zu auffälligen Stelle Ihres Textils aus (im Saum o.ä.), ob Material und Farbstoff sich mit der Bleiche vertragen. Sonst haben Sie nachher die Flecken raus, aber leider auch die Farbe. Klappt’s nicht, verwenden Sie das versaute Textil demnächst als Duka-Kleidung.

Sie vermeiden solche Probleme, wenn Sie nur in alten Klamotten in die Duka gehen. Die alte Jeans mit den Löchern und das verschossene T-Shirt sind gerade gut genug. Im Dunkeln sieht’s eh keiner. (Ach, die Jeans mit den Löchern war ein sauteures Ding, und die Löcher hat der Designer mühsam gestylt? Sorry, das konnte ich mit meinem begrenzten Sinn für Mode nicht wissen.)

Wirklich das Letzte...
... in 2003. Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, ein gesundes und erfolgreiches neues Jahr zu wünschen.

[1] u.a. von Walter Vogel: Deutschland, Die frühen Jahre, Brandstätter (September 2002), Bon appetit, Brandstätter Vlg., Wien (Mai 1997), Espresso, Brandstätter (2001), Das Cafe, Brandstätter (April 2000), Das Cafe. Vom Reichtum europäischer Kaffeehauskultur, Brandstätter Vlg., Wien (Dezember 1996), Pina, Quadriga (September 2001). Dazu viele Kalender, Adressbücher usw. Das schöne Buch Italien. Reisen in ein Bilderland ist leider eingestellt.

[2] Rudman, Tim, The Master Photographer's Lith Printing Course, Amphoto Books, New York 1999, ISBN 0-8174-4539-0

Einen Nachtrag zu diesem Artikel finden Sie im nächsten Kolumnenbeitrag.

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